Die Lotophagen [Live]

ERZÄHLER Doch Nova landet sanft und taucht ein in den See aus Milch und Honig. Als er an Land schwimmt bemerkt er, wie gesichtslose Gestalten, die ringsum am Ufer des Sees niederknien, versuchen von dem labenden Nass zu trinken. Doch da sie keine Münder haben, rinnt alles an ihnen herab und wieder zurück in den See. Sie behalten nicht einen Tropfen, der ihren Durst löschen und ihren Hunger stillen könnte. Es sind die verstorbenen Seelen der Lotusesser, die hier in der Hölle die Strafe für ein Leben der Völlerei verbüßen DIE LOTOPHAGEN Wir haben Durst und wir trinken und trinken Doch nichts löscht das Feuer, das tief in uns brennt Wir haben Hunger, wir essen und essen Uns nährt ein Verlangen, das Sattheit nicht kennt Wir teilten das Brot wohl unendliche Male Wir mahlten das Korn, bis es nichts war als Staub Und wir pflanzten Bäume, um Früchte zu ernten Doch ließ uns die Dürre nur trockenes Laub Wir haben Durst und wir trinken und trinken Doch netzt unsre Lippen nur trockene Gier Wir haben Hunger, wir essen und essen Doch deckt unsre Tische nur nutzlose Zier Wir folgten den Bächen hinauf in die Berge Wir suchten den Ursprung der Quellen im Eis Es führten uns Hunger und Durst in die Wüste Dort tränkt unsre Zungen nur salziger Schweiß Wir haben Durst und wir trinken und trinken Wir haben Hunger, wir essen und essen Wir haben Durst und wir trinken und trinken Wir haben Hunger, wir essen und essen