Arbeiterarbeit

Wie eine längst verstummte Kirchenglocke, wie der letzte Überlebende der KFOR-Truppe, wie auf hoher See die letzte stolze Kogge, wie die Statusmeldung in der WhatsApp-Gruppe sitzt der Arbeiter bei schwarzem Kaffee und trocken Brot in der Mittagspause in Berlin-Marzahn, sinniert über seine Not: kein Wohnungseigentum, keine Frau und auch kein Kind! Nur Helene Fischer zeigt ihm ihre Brüste in seinem Spind! Wie die letzten Sommerferien auf Wangerooge, wie die letzte Packung Otto-Kataloge, wie der letzte Nazi vorm Einzug der Alliierten, wie der Letzte in der Schlange vorm Berghain! Er träumt versonnen vom ersten Schnee im neuen Jahr, vom Lottojackpot und Deutschland sucht den Superstar, einem Vaterland wie '33 ohne Moslems und Allah und der Happy Hour im Zug der Reichsbahn nach Walhalla! Wie die letzte Flasche Bier im Backstageraum, wie die letzte Frucht am Apfelbaum, wie im Supermarktregal der letzte Deinhard, wie das letzte schwere Kantholz im Baumarkt! Was soll nur aus ihm werden in diesem Land? Denn seine Arbeit ist seit Jahren nur noch verkannt! Vielleicht noch ein Reichsbürger mit kurz geschorenem Haar? Denn eines ist ihm klar, dieser Staat ist eine GMBH